Ist LinkedIn gerade der neue Place to be in der Social Media Welt? Mir kommt es jedenfalls so vor als wäre ein regelrechter Hype ausgebrochen. Zugegeben, ich beschäftige mich fast rund um die Uhr mit dem Business Netzwerk.
Aller Anfang war schwer.
Mein LinkedIn Profil habe ich schon sehr sehr lange. Ich würde behaupten, fast so lange wie meinen Xing Account. Aber es aktiv genutzt, geschweige denn gepflegt? Fehlanzeige. Nicht mal ein Profilbild hatte ich eingefügt. Lange dümpelte mein Profil vor sich hin, bis ich 2020 „gezwungen“ wurde, es aus beruflichen Gründen zu nutzen. Da ich grundsätzlich technische Hilfsmittel und Tool spannend finde, sprach für mich auch nichts dagegen. Zunächst empfand ich LinkedIn als optisch kompliziert. Anders als andere Social Networks. Die User Experience aka. Verwendung der Benutzeroberfläche ist nicht gerade das Gelbe vom Ei. Aber dennoch wuchs die allgemeine Aufmerksamkeit für das Netzwerk, mit Sicherheit auch wegen der großen C-Welle, rasant an. Teilweise hatte ich schon das Gefühl, dass LinkedIn mich besser informierte als sonst ein anderes Medium, dass ich im Alltag nutze. Das Betreiben eines Unternehmen-Accounts jedenfalls und das Vernetzen mit anderen Personen hat mir zu dem Zeitpunkt so viel Freude bereitet, dass ich eine Fortbildung in diesem Bereich zum Social Media Manager absolvierte und immer weiter die Fühler ausgestreckt habe. Zu diesem Zeitpunkt war dann auch mein Profil endlich vollständig.
I am very thrilled to announce…
Über die Zeit hin haben sich die Beiträge sehr verändert. Vom Daten und Fakten bezogenen Postings hin zu sehr viel selbst Beweihräucherung. Hier einen Award gewonnen, diesen genialen Deal dort abgeschlossen, den fanatischen neuen Job gestartete. Bitte verstehe mich nicht falsch. Prinzipiell stehe ich dafür, Erfolge zu feiern und laut zu kommunizieren. Aber wenn ich die X. Deal-Meldung lese, frage ich mich nur „wieso“?
Was treibt uns auf LinkedIn an?
Die Woche über öffnete ich meine LinkedIn Seite wie üblich und staunte nicht schlecht. Ich habe ungefähr acht Meldungen gelesen, dass Elon Musk Twitter gekauft habe: „Breaking News“, „Er hat es wirklich getan“, „Elon Musk gehört Twitter“. Postings, die eine kurze Nachrichtenmeldung enthalten, aber keinen weiteren Mehrwert für den Leser bieten. Weil, sind wir doch einmal ehrlich: jede:r von uns hat ohne LinkedIn anzugehören geschweige denn zu lesen, vom Twitter Kauf über anderen Wegen gehört. Was treibt Nutzer:innen dazu an, solch einen Beitrag zu veröffentlichen? Zu den Ersten zu gehören? Selbstdarstellung? Sichtbarkeit? Vermutlich eine Mischung aus all dem. Damit stellt sich die Frage, welches Ziel verfolge ich auf LinkedIn?
Worum geht es bei LinkedIn?
LinkedIn ist ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte. Ein Social-Business-Network, wie man auch so schön sagt. Es hilft Menschen, Kontakte zu knüpfen und sich zu vernetzen. Das kann innerhalb eines Unternehmens oder auch nach außerhalb sein. Dabei unterstützen spezifische LinkedIn Gruppen oder Events, denen man freiwillig beitreten kann.
Jede:r Nutzer:in hat eine eigene kostenfreie Profilseite, die u.a. ein Profilbild und einen virtuellen Lebenslauf (und jede Menge weiteren Features!) beinhaltet. Die Inhalte und die Sichtbarkeit sind zur eigenen Verfügbarkeit.
Der Fokus auf LinkedIn kann unterschiedliche Anlässe haben: Austausch und Vernetzung mit den direkten Kollegen, Akquise von neuen Kontakten, Jobsuche, Verbreitung der eigenen Personenmarke – umgangssprachlich auch als Influencer bekannt, aber auch Unternehmen können auf LinkedIn vertreten sein. Letzteres wird immer beliebter, da es die Möglichkeit bietet, Bewerbern einen authentischen Eindruck abseits der perfekten Unternehmenswebseite, zu liefern.
Muss ich auch Beiträge auf LinkedIn posten?
Um es direkt zu sagen: natürlich nicht! 90 Prozent der LinkedIn Nutzer sind die sogenannten „stillen Mitleser:innen“. Das heißt, sie konsumieren nur und vergeben gelegentlich ein Like. Den die Hürde von andern im Postingfeed wahrgenommen zu werden ist extremste hoch und stellt für viele ein großes Hindernis dar. Es darf doch nicht sein, dass die direkte Kollegin mitbekommt, wie man selbst einen Kommentar unter einen Beitrag schreibt, der eventuell nichts mit dem Job zu tun hat. Das ist wirklich die Denke von gestern. Aber auch genau deswegen wandeln sich die Inhalte auf LinkedIn derzeit stark.
Vom Business Netzwerk hin zum klassischen Social Network?
Beim regelmäßigen Lesen von Postbeiträgen in den letzten zwei Jahren wird mir immer deutlicher, dass nicht nur über Business Content diskutiert wird. Immer wieder stolpere ich über Postings mit dem Beginn „Ich traue mich jetzt auch einmal“ oder „Ich habe lange dafür überlegt, aber jetzt starte ich durch“. Klassische Ankündigungsposts in denen LinkedIn Nutzer:innen schreiben, dass sie am alltäglichen LinkedIn geschehen nun aktiv teilhaben wollen. Tendenz stark steigend. Schnell gehen solche Postings viral (d.h. bekommen in sehr kurzer Zeit, sehr viele Ansichten, +5.000 Likes und Kommentare). Und hier ist es wie bei so vielen Dingen im Leben: hat man erst einmal probiert und gemerkt, wie lecker süß es schmeckt, möchte man gerne mehr vom Kuchen. Meist ist der erste Beitrag ein Befreiungsschlag von alten Glaubenssätzen. Aber zurück zum Thema. Das noch so viel Reichweiten-Luft nach oben bei einem Posting im Vergleich zu andere sozialen Netzwerken vorhanden ist, ruft natürlich den ein oder anderen (Influencer) auf den Plan.
Ist gerade der LinkedIn-Hype ausgebrochen?
Das bringt mich zu der Frage, ob LinkedIn aktuell das virtuelle Netzwerk der Wahl ist. Viele, zumindest mir bekannter Instagram-Influencer, verkünden derzeit lautstark auf Instagram, dass sie nun auch bei LinkedIn aktiv sind und dort sich mehr gesellschaftlichen und politischen Themen widmen wollen. Ich bin neugierig und vernetze bzw. Folge den bekannten Personen. Und tatsächlich, der Content ist ein anderer. Aber stammt er auch wirklich aus der Feder des Accountinhabers? Bei der ein oder andere Person fraglich. Wie soll beispielsweise ein Fußballer, neben seinem Training 6 Tage die Woche, einem Instagram und TikTok Kanal jetzt auch auch noch LinkedIn pflegen?
Aber auch die Zahlen sprechen für sich
Summa Summarum finden derzeit sehr viele Menschen den Zugang zu LinkedIn. Knapp 20 Millionen Menschen alleine im DACH-Raum. Kann es schaden, einen kostenfreien LinkedIn-Account sich anzuschaffen? Nein. Kann er den ersten Eindruck von mir als Person im World Wide Web schlecht machen? Vielleicht. Denn für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance und wenn ich über ein nicht gepflegtes LinkedIn-Profil stolpere, habe ich die Person in den nächsten 5 Sekunden wieder vergessen. Wenn ich nicht gefunden und nur im Hintergrund bleiben möchte, dann beziehe ich meine Informationen lieber aus einem anderen Netzwerk oder anderen Webseiten. Ich sollte bereit sein, für Informationen, die ich über andere erhalten möchte, selbst auch von mir etwas preiszugeben. Das fängt mit Name, Profilbild und aktueller Arbeitsstätte an.
Aber auch, wenn LinkedIn nur ein Hype ist und in 5 Jahren wieder ein neues Netzwerk im Rampenlicht strahlt, warum solltest du dir eine Chance für Kontakte und Vernetzung entgehen lassen? Wer rastet, der rostet. Erstelle dir jetzt ein LinkedIn Profil. Hier findest du auch deinen ersten Kontakt: Sabrinas LinkedIn Profil. Ich freue mich auf deine Vernetzungsanfrage.